Der Schock saß tief. Und er sitzt noch immer. Dass Kultur unter anderem eine Ausdrucksform des Wohlstands ist, war mir nie klarer als im Jahr 2020. Für mich war Kultur immer da. Immer greifbar. Immer gestaltbar. Und plötzlich hieß es: "systemirrelevant". Komisches Wort. Ein entwertendes. Degradierendes. Und doch war es ein Jahr voller Wunderbarkeiten. Voller Loyalität. Hilfe. Freundschaft. Und Liebe. Mit Kopinsky war ich insgesamt recht viel unterwegs. Und Nobody Knows hat: Die EP "Triptychon" veröffentlicht und drei Videos dazu produziert, das Portal "Ich unterstütze" etabliert, 4,5 Corona-Sessions bei YouTube und Autokinokonzerte live gespielt sowie den digitalen Adventskalender aufgenommen. Außerdem ...
Das Hohelied Salomos
Die Kunst des Liebens besteht wenig darin, die impulsive Leidenschaft ersten Erlebens zu genießen. Vielmehr wohnt ihr die Fähigkeit inne, dem Alltäglichen das Wundervolle, dem Gewohnten das Außergewöhnliche und dem Bekannten immer wieder das Neue abgewinnen zu können. Und teilend zu genießen. Sie ist eine Kunstfertigkeit des gemeinsamen Spiels. Und einer aufrichtigen gegenseitigen Bezogenheit. - Und darum ist das Ende unseres "Triptychon" bebildert, wie es bebildert ist.
Ich unterstütze – ein neues Format
Bislang habe ich Crowdfundings ausschließlich genutzt, um Projekte wie CDs und Bücher vorzufinanzieren. Bzw. finanzieren zu lassen. In Zeiten von Corona war guter Rat teuer. Und der war nicht bezahlbar, weil alle Einnahmenmöglichkeiten von heute auf morgen zum Erliegen kamen. Die mir bekannten Crowdfunding-Formate haben zweierlei Nachteile: Entweder sie sind statisch, d.h. terminiert und in der Auswahl der "Dankeschöns" nicht modulierbar. Oder sie bringen den Unterstützten in die unangenehme Verantwortung permanent liefern zu müssen. Beides war
Synthese
Die musikalische Offenbarung ist nicht selten eine Gratwanderung zwischen subjektivem Empfinden und gelebter Textidiotie. "Synthese" huldigt ebendiesem Grat, indem er ihn karikiert. Und nebenbei den sogenannten neuen, deutschen Pop-Poeten und dem Establishment radiotauglicher Phrasiologie.Was bleibt also, wenn die menschliche Regung der inhaltlichen Verflachung anheim fällt? Dann wird es Zeit, dass sich jemand der Sache annimmt, der unbedeutend genug ist, Missstände persiflieren zu dürfen, ohne dabei dem Vorwurf der Arroganz ausgesetzt zu werden. Hoffentlich. Vorhang auf für: "Synthese".
Triptychon – die allegorische EP
Mit „Triptychon“ betreten Nobody Knows neuerlich bisher unbetretene Wege. Das Triptychon funktioniert als Gemälde wie das Sonett in der Literatur: Einer These folgt eine Antithese und beide gehen schlussendlich eine Synthese ein. Dabei widmen Nobody Knows ihr musikalisches Triptychon dem unendlichen Thema „Liebe“. Ob sie funktioniert oder nicht, offenbaren die EP und die drei Musikvideos nur, wenn man sie als ganzheitliche Kunstform in Wort, Ton und Bild zusammenführt. Dabei ruft die „unbedeutendste Band der Welt“ ihren heißgeliebten Kurt Tucholsky und
Anerkennung für soziokulturelles Engagement
In diesem Jahr wurde der Stendaler Kulturpreis ausgesetzt. Dafür gab es eine Anerkennung für soziokulturelles Engagement in der Corona-Krise. Einen davon gab's für mich! Nach aktuellem Stand werden die Maßnahmen vielerorts wieder angezogen. Das ist durchaus beängstigend. Und dennoch: Es ging weiter, es geht weiter und es wird weitergehen.
Ein neuer Spielort: Corona-Bühne
Seit Juli durfte Kultur in streng reglementiertem Rahmen wieder stattfinden. Nach Monaten des Live-Stillstands war es eine Wohltat, endlich wieder in Gesichter schauen zu können, die sich von Musik, Theater und anderem nicht-viral anstecken ließen. Nach einem bürokratischen Kraftakt konnte sie starten: Die Corona-Bühne. 2021, wenn der nächste Lockdown überstanden ist, wird sie wieder ihre Tore öffnen und systemirrelevanten Unterhaltern ein Pendant bieten. 2021 waren dabei: Nobody Knows, Kopinsky, Tick2Loud, Gaukler Dalli, Die Greenhorns, Gottesdienste mit Hagen Mewes, Theater der Altmark, Club Altmärkischer Autoren, Bernd Marquardt, Sibylle Sperling, Circus Knopf, Max Heckel. 2021 geht es weiter!
Danach
Kurt Tucholsky hat ironische Verse zu einem traurigen Thema unter dem Titel "Danach" veröffentlich. Ich habe Musik dazu geschrieben. Und wir, Nobody Knows, haben es gemeinsam hörtauglich gemacht. Nun ist es ton- und bildgewordene Interpretation eines Beziehungszustands, der den Alltag nur noch erträgt, ihn nicht achtet oder gar wertschätzt. Das Leben schreibt sonderbare Geschichte. Und Autoren wie Tucholsky schaffen daraus Zeitlosigkeiten, die es wert sind, mehr als gesungen zu werden. Vorhang auf für: "Danach".
Corona-Sessions mit Nobody Knows
Was kann man schon machen, wenn man nicht mehr rausgehen darf? Spielen! Drinnen. Nobody Knows lebt seit jeher von der Dynamik mit dem Publikum. Interaktion ist kein netter Nebeneffekt, sondern immanentes Wesen des Nobody-Knows'schen Live-Verständnisses. Wenn man aber in eine Kamera schaut, wirkt das Miteinander, das zwischen YouTube und seinen Zuschauern erst in Zukunft stattfinden wird, wie das, was es ist: eine Farce. Aber genug geheult. Alles ist besser als Rumsitzen. Und darum haben wir im Lockdown insgesamt 4,5 Corona-Sessions eingespielt. Alle Corona-Sessions findet ihr auf dem YouTube-Kanal von Nobody Knows
Kultur als „Lebensmittel“
Der Bundespräsident hat es festgestellt: Kunst und Kultur sind wie Lebensmittel. Keine Nebensache. Förderungs- und (in Zeiten von Corona) unterstützungswürdig sind sie offenbar nicht. Mercedes, VW und Porsche schütten - als subventionierte Instanzen - Dividenden an ihre Aktionäre aus. Die Bundesliga soll als integraler Bestandteil des Alltags wieder beginnen. Und Musiker? Dem Land Sachsen-Anhalt sind seine Musiker einmalig 400 € wert. Und dennoch: Es wird weitergehen. Ich halte euch auf dem Laufenden!