In Kindertagen bin ich oft an einem Graffiti vorbeigegangen: „Freiheit stirbt mit Sicherheit.“ Ich habe es nicht verstanden. Heute vielleicht ein bisschen. Wann immer sich Routinen einschleichen, stirbt auch etwas kreative Freiheit. Und um dem vorzubeugen, spiele ich jedes Jahr neue und alte Programme. Allein oder mit anderen Musikern. Hier nun eine Auswahl:
Weimarer Satiren – ein Abend mit Tucholsky und Reutter
Seit 2014 widmet sich Heckel dem großen Dichter und Denker Kurt Tucholsky. Das Album „Drei Minuten Gehör“ sowie das gleichnamige Programm fanden seit 2015 ihr Publikum. 2020 wurde mit „Tucholsky, die Frauen und die Liebe“ nachgelegt. Nun gesellt sich zum großen Wortakrobaten ein lokaler Held der Altmark: Otto Reutter. Mit seinen Couplets war der Gardelegener ein solider Unterhalter, bisweilen aber auch kritischer Beobachter. Mit „Weimarer Satiren“ finden die Werke beider Autoren unter Heckels Federführung und Gesang zueinander. Alles ist entweder zum Lachen oder Weinen. Ist es das? Der Versuch einer Antwort in Liedern.
Musiker – Mythos und Wirklichkeit
„Was? So teuer seid ihr?“, „Essen und Trinken ist aber umsonst“ und „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“ bezeugen den Umstand, dass dringender Klärungsbedarf über das Musikerdasein gibt. Weder sind Musiker Menschen, die in Reichtum schwimmen, noch sind wir arme Schlucker, die nichts „geschissen“ kriegen. Nüchtern betrachtet, sind Musiker Menschen, die Musik machen und ggf. ihr Geld mit dem Musikmachen verdienen. Und nein, wie bei anderen Unternehmen sind nicht alle Musiker einer Band immer die allerbesten Freunde. Und doch, wir haben Spaß am Musizieren, müssen aber trotzdem Geld verdienen. Ein Aufräumprogramm in Anekdoten und Liedern.
Kinderlieder – für kleine und große Menschen
Insbesondere jungen Menschen wohnt der Zauber inne, sich für unterschiedlichste Dinge zu begeistern. Und das mit einer wilden und hemmungslosen Freude. „Kinderlieder“ sind ihrem Namen nach Lieder, die ebendiesen Zauber für sich in Anspruch nehmen. Es geht darum, miteinander zu singen, zu klatschen, sich dem Rhythmus zu ergeben und dem Alltag für eine Weile zu entfliehen. Und wenn am Ende ein Ohrwurm mit nach Hause genommen wird, dann ist alles so gelaufen, wie es laufen sollte.
Liebeslieder – Romantisches und Allzuunromantisches
Das scheinbar unerschöpfliche Thema „Liebe“ ist in Kunst und Alltag seit jeher so präsent wie die Menschen, die alle Höhen und Tiefen ebendieser Regung durchleben. Max Heckel präsentiert einen Abriss lyrischer Weis- und Unwahrheiten von Vogelweide bis zu ihm selbst. Neben schmachtenden Unerreichbarkeiten, verzweifeltem Verlassenfühlen und vulgären Absurditäten sowie mordenden Unverständlichkeiten offenbaren die „Liebeslieder“ ebenso die Alltäglichkeit menschlicher und allzumenschlicher Kleinig- und Großigkeiten. Denn das Programm lebt – wie die Liebe selbst – vom Miteinander aller Akteure.
Pädagogische Lieder – Weisheiten ohne Erziehungsabsicht
Der Mensch ist immer da am besten im Beraten, wo es nicht um ihn selbst geht und wo er nicht um seine Meinung gebeten wurde. Deshalb sind pädagogische Hinweise nichts aus dem Repertoire der gut und besser gemeinten Ratschläge, sondern vielmehr Karikaturen von erzieherischen Maßnahmen, die sich im Wandel der Jahrhunderte vielfach selbst überholten. So präsentiert Max Heckel eine Reihe von (Un)Weisheiten und Halbwahrheiten aus der Feder von Busch, Hoffmann und Ringelnatz. Ein Programm zum Eintauchen in Kindheitserinnerungen und solche, die es hätten sein können. Zum Mitsingen, Träumen und exzessiven Schmunzeln.
Eine Kindheit in der Altmark – Lieder und Geschichten
2013 veröffentlichte Heckel seinen ersten Scherzgedichtband unter dem Titel „Gewichtige Unernsthaftigkeiten“. Seitdem gab es keine Pausen. 2018 und 2021 erblickte die Doppelbandhälften „Autobiografische Fiktionen & Gegenwärtige Reflexionen“ das Licht der Welt. Bevor die Altmark als „middle of Nüscht“ ausgewiesen wurde, konterkarierte der Sauerkrautbartautor die großen und kleinen Schönheiten seiner Heimat, die Fremd- und Eigenheiten seiner Bewohner sowie die Vertraut- und Unbekanntheiten seiner selbst. Ein Programm voller All- und Nietag – zum Lachen, Erinnern und Abtauchen. Sauerkrauttexte und Lyrisches im Weitesten Sinne.
Friedhofslieder – (k)ein Ort zum Singen
Das Programm „(K)ein Ort zum Spielen“ präsentiert Texte und Lieder über den Friedhof als einen Ort des Lebens. Mit von der Partie sind Pfarrer, Lehrer und Musiker Dietrich Eichenberg sowie der Sauerkrautpoet und -musiker Max Heckel. Beide verbindet seit früher Jugend ein Band der Freundschaft. Indes Eichenberg Theologie studierte, ergab sich Heckel den Ideen des Philosophiestudiums. Und so gestalten die beiden Herren ihr Programm: Eichenberg aus Perspektive des Glaubenden und Heckel aus der Sicht eines ehemaligen Atheisten und Philosophen. Darf auf einem Friedhof gelacht werden?
Klassiker im Deutschunterricht – ein (Un)Sinnstiftungsversuch
Die Verse „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche“, „Wer ist John Maynard?“ und „Walle! walle. Manche Strecke“ haben sich durch tausendfaches Wiederholen in die Gemüter des sogenannten klassischen Kanons gebrannt. Generationsweise wurden die immer gleichen Reime in die Gehirne der Heranwachsenden geprügelt und bis zum Erbrechen aufgesagt. In monotonem Singsang wurden die vielzitierten Balladen 25 Mal vorgetragen, währenddessen 24 Mitschüler:innen gegen das Einschlafen ankämpften. Doch was bleibt an Lebensweltnähe, wenn man den „Erlkönig“ nüchtern betrachtet?